Akupunktur in naturheilkunde und schulmedizin

Was seit über 3000 Jahren in China in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) als wirksame Hilfe bei Schmerzen, funktionellen und seelischen Erkrankungen sowie zur Harmonisierung des Immunsystems bekannt ist, wird seit den 70er Jahren auch in der westlichen Welt immer bekannter und beliebter: die Akupunktur.

Wie Akupunktur funktioniert

Schon die TCM kennt verschiedene Methoden, um die Akupunkturpunkte zu stimulieren. Bei der klassischen Akupunktur werden Nadeln gesetzt, weitere Möglichkeiten sind die Reizung der Punkte durch Wärme (Moxibustion) oder durch Druck mit dem Finger oder mit einem Stift (Akupressur). Dank der Weiterentwicklung der Akupunktur im Westen entstanden moderne Verfahren wie Laserakupunktur und Punktsuch-Techniken.

Als Behandlungskonzept der Traditionellen Chinesischen Medizin basiert Akupunktur auf der Lehre von Yin und Yang und wurde später durch die Fünf-Elemente-Lehre und der Lehre von den Meridianen ergänzt wurde.

In der Regel werden wöchentlich etwa zwei, insgesamt mindestens 10 bis 12 Behandlungen durchgeführt. Danach wird meist eine Pause von zwei bis drei Wochen eingelegt, bis eine neue Therapieserie erfolgen kann. Eine Akupunktursitzung dauert etwa 20 bis 30 Minuten. Dabei wird der Patient ruhig und entspannt gelagert, typischerweise liegt er oder sitzt bequem. Vor dem Einstich der Akupunkturnadel wird der Akupunkturpunkt und die unmittelbare Umgebung leicht massiert. Während einer Sitzung werden so wenige Punkte wie möglich gestochen, jedoch so viele, wie nötig.

Maßgeblich werden in der Akupunktur ca. 400 Akupunkturpunkte benutzt, die auf den sogenannten Meridianen angeordnet sind. Nach der Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin wird durch das Einstechen der Nadeln der Fluss des Qi, also der Lebensenergie, beeinflusst.

Zur Vereinfachung wurde das heute gängige Modell von zwölf Hauptmeridianen, die jeweils spiegelbildlich auf beiden Körperseiten paarig angelegt sind, eingeführt. Acht Extrameridiane und eine Reihe von sogenannten Extrapunkten ergänzen dieses Modell.

Das Ziel der Akupunktur 

Akupunktur soll den gestörten Energiefluss im Organismus normalisieren: Die auf den Meridianen liegenden Akupunkturpunkte werden mittels feinster Nadeln angeregt, der aus dem Takt geratene Energiestrom wird so behutsam reguliert. Jeder dieser Punkte steht in Verbindung mit einem bestimmten Organ oder Organkreis und hat eine genau definierte Heilwirkung. Für die Nadelung wählt der Akupunkteur deshalb nur diejenigen Punkte an Körper, Händen, Füßen oder am Ohr des Patienten, die zu dessen Beschwerdebild passen.

Das erkrankte Organ wird also indirekt über Außenstellen auf der Haut, die Akupunkturpunkte, beeinflusst und nicht wie in der klassischen Schulmedizin direkt behandelt. Akupunktur balanciert die Energie der Organe aus und regt diese zur Selbstheilung an. Viele funktionelle Erkrankungen – das sind Erkrankungen, bei denen kein dauerhafter Organschaden vorliegt – können dadurch erfolgreich behandelt werden. Schädliche Nebenwirkungen, wie sie medikamentöse Therapien oft begleiten, treten bei richtiger Anwendung der Akupunktur nicht auf.

Die Wirkung der Akupunktur 

Durch die Reizung der Akupunkturpunkte auf der Haut werden die diesen Punkten zugeordneten Organe beeinflusst, was als Reflexwirkung der Akupunktur bezeichnet wird.

Zudem werden Mechanismen zur Schmerzkontrolle aktiviert: durch die Reize an bestimmten Stellen wird die Schmerzempfindlichkeit in bestimmten Gehirnbereichen gehemmt.

Durch die Nagelung werden Entspannung und Linderung von Schmerzen durch die Bildung von körpereigenen morphinartigen Substanzen, den Endorphinen, und Nerven-Überträger-Substanzen, den Neurotransmittern, erzielt. Endorphine und Neurotransmitter wirken schmerzlindernd und psychisch entspannend. Speziell bei Migräne bietet Akupunktur eine wirksame Linderung der Beschwerden.

Zudem bewirkt Akupunktur die Freisetzung von Wachstumshormonen. Diese fördern die Regeneration im Gewebe, z. B. in den Gelenken, was insbesondere bei Kniearthrosen die Wirksamkeit dieser Therapie begründet.

Beschwerden, die mit Akupunktur behandelt werden

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bei folgenden Krankheitsbildern den Einsatz einer Akupunkturtherapie empfohlen: 

  • Erkrankungen des Atmungssystems (etwa akuteNasennebenhöhlenentzündung)
  • Gastrointestinale Störungen (etwa chronische Magengeschwüre)
  • Schlafstörungen
  • Bronchialasthma
  • Neurologische Störungen (etwa nach Schlaganfällen)
  • Augenerkrankungen (etwa zentrale Retinitis)
  • Muskuloskeletale Erkrankungen (etwa Cervicobrachialsyndrom)
  • Erkrankungen im Mundbereich (etwa Schmerzen nach Extraktionen, Gingivitis)

Als anerkannte Indikation für eine Akupunkturbehandlung gelten auch chronische Schmerzen, wenn kein körperlicher Befund vorliegt, und Schwangerschaftsbeschwerden.